Ein syrischer Kapitän will Wirt werden. Dann wird seine Hoffnung zerbombt. In Salzburg fängt er ganz von vorne an. Und ist nun Chef im Restaurant seiner Träume.
Die Story zum Podcast. Episode 3: Hassan Dahrou
Das Zusammentreffen hätte glücklicher kaum sein können. 2015 baut Franz Hirnsperger in seinem Garten ein Haus für Flüchtlinge und, kaum dass es fertig ist, zieht Hassan Dahrou mit seiner Familie dort ein. Der ehemalige Jurist und der Ex-Schifffahrtskapitän aus Syrien — gemeinsam richten sie Hassans zerstörten Traum wieder auf.
Dahrous Liebe zur Küche und zum Kochen führte ihn von der Brücke der Frachtschiffe mit denen er auf den Weltmeeren unterwegs war zurück nach Latakia an der syrischen Mittelmeerküste. Dort plante er die Errichtung eines eigenen Restaurants in seinem Heimatdorf, doch dieser Traum endet jäh. Gut einen Monat vor der Eröffnung macht ein Bombenangriff allen kulinarischen Hoffnungen ein Ende. Die Familie flieht, wie Tausende andere, vor dem sich stetig ausweitenden Bürgerkrieg. Zunächst in den Libanon, dann nach Europa. Um schließlich in Wals-Siezenheim bei Salzburg zu landen, in Franz Hirnspergers Holzhaus.
Hirnsperger der auch Vizebürgermeister war, verhilft Hassan zu einem ersten Job, als Küchenhilfe in einem Restaurant. Um dann, als dort ein neuer Pächter gesucht wird, gemeinsam mit ihm aktiv zu werden. „Wenn man ein großes Schiff fährt mit vielen Menschen an Bord“, sagt er, „dann führt man auch eine Art von Betrieb“. Doch um sich in Österreich selbständig zu machen, um bürokratische Hürden zu überwinden, einen Businessplan zu entwerfen und ein zukunftsträchtiges Restaurant-Konzept zu entwickeln, braucht es die Bündelung sämtlicher Kräfte. Hassan Dahrou und Franz Hirnsperger, sie werden zu einem Team, das Hassans syrischen Traum in Österreich verwirklicht. Die gemeinsame Reise der beiden nimmt nun unternehmerische Fahrt auf.
Hassan Dahrous Restaurant “Am Walserberg” an der Bundesstraße 49 in 5071 Wals bei Salzburg ist Mittwochs bis Samstags von 15.00 bis 24.00 (warme Küche bis 23.00) geöffnet und Sonntags von 09.00 bis 22.00.
Syrische Speisen gibt es auf Vorbestellung ab sechs Personen mit einer Vorlaufzeit von einer Woche.
Kontakt: info@amwalserfeld.at oder +43–660 889 000
Nicht wenige Flüchtlinge aus Syrien waren in ihrem Heimatland in irgendeiner Form unternehmerisch tätig. Ein Gewerbe anzumelden, sich selbständig zu machen ist dort bedeutend einfacher als hier und mit weit weniger Auflagen verbunden. Der Wunsch, dem deutschen — oder österreichischen — Staat nicht auf der Tasche zu liegen und aus eigener Kraft ihr Leben neu aufzubauen, ist bei vielen Asylberechtigten daher besonders stark ausgeprägt.
“Syrer wollen sich selbständig machen, das ist in der syrischen Seele drin, sagt beispielsweise Ex-Möbelfabrikant Khaled Karimo. Nach der Flucht nach Deutschland strebt er gemeinsam mit seiner Frau danach, erneut eine unternehmerische Existenz aufzubauen. Alles andere als einfach, wie diesem ZEIT-Gespräch von 2015 zu entnehmen ist:
https://www.zeit.de/2015/40/fluechtlinge-syrien-arbeit-selbststaendigkeit/komplettansicht
„Laut einer Umfrage des AMS Wien wollen sich zehn Prozent aller anerkannten Flüchtlinge in Wien selbstständig machen. Das ist nicht verwunderlich. In ihren Herkunftsländern ist es selbstverständlicher als hier, sich ein Geschäft aufzubauen“, heißt es auch in einem Artikel der Wiener Tageszeitung DIE PRESSE, in dem es um die Realisierung dieser Wünsche geht — und um ihr Scheitern.
Saeed Hilaniaus Syrien flüchtete vor drei Jahren aus Aleppo nach Deutschland. Gemeinsam mit einem ehrenamtlichen Berater, ähnlich wie bei Hassan Dahrou und Franz Hirnsperger, gelang ihm der Sprung in die Selbständigkeit. Ein Bericht von DEUTSCHLANDFUNK KULTUR:
Der VERBAND FÜR INTERKULTURELLE ARBEIT aus Duisburg publiziert die ‚Refugees Welcome Map’, die deutschlandweit „die gesamte ehrenamtliche und professionelle Flüchtlings- bzw. Integrationshilfe erfasst und auf der lokalen Ebene zu einer besseren Vernetzung aller Akteure beitragen soll.“ Auf dem Info-Portal gibt es eine Fülle an Links zur Existenzgründung für Flüchtlinge in ihrem neuen Heimatland.
http://refugeeswelcomemap.de/infoportal/arbeit/existenzgruendung/